Die Geschichte des Landguts Hofewiese

Die Geschichte der eigentlichen Hofewiese reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück, während die der gleichnamigen Waldgaststätte erst rund 300 Jahre später einsetzt. Der Name ist in zweierlei Richtungen zu erklären. Zum einen befand sich die Hofewiese in landesherrlichem Besitz, gehörte also dem Hofe, zum anderen hatten die Bauern der Heiderandorte hier „Hofedienste” zu leisten. Als Ausgangspunkt für die Gastwirtschaft ist die Übernahme der Hofewiese 1804 durch den späteren Kabinettsminister Graf MarcoliniI zu sehen. Auf sein Betreiben hin waren das Wohnhaus für den Wiesenvogt sowie Stallgebäude errichtet worden. Zu dieser Zeit trat der neue Wiesenvogt Hausche seinen Dienst an. Er übte das Amt über 40 Jahre unter vier Königen aus. Es waren zuerst die Waldarbeiter, die an der „Hofewiese” rasteten, denn Aufgabe des Wiesenvogts war es auch, sie sowie das königliche Wirtschaftspersonal mit Speisen und Getränken zu versorgen. Daraus entwickelte sich ein ständiger Schankbetrieb, wenn auch noch ohne Schankkonzession. Vorüberkommende Wanderer konnten gelegentlich einen Imbiß erhalten. Allerdings hing das von dem Wohlwollen und der Laune der Frau des Wiesenvogts ab. Von deren eigenartiger Bewirtung erzählt manche Anekdote.

Hofewiese Langebrück
(c) Deutsche Fotothek Fotograf: unbekannt

Mehr Verständnis für die Bedürfnisse der Besucher hatte der Nachfolger von Hausche, der Wiesenvogt Däbler. Er übernahm 1870 das Amt. Danach stieg die Zahl der einkehrenden Gäste rasch an. In seine Amtszeit fallen zahlreiche bauliche Veränderungen, die dem Ausbau zum regulären Gasthaus dienten. So wurde vom Wohnhaus der Kuhstall abgetrennt und in das Stallgebäude verlegt, außerdem entstand im Stallgebäude eine Kutscherwohnung. Die Küche wurde vergrößert und Gästezimmer in der oberen Etage eingerichtet. Im Jahre 1877 erhielt das Waldgasthaus auch das längst fällige Schankrecht. Die nachfolgenden Wiesenvögte Karl Lehmann (1885 bis 1899), Julius Grössel (1899 bis 1904) und Louis Schilling (1904 bis 1913) betrieben neben ihrem eigentlichen Aufsichtsamt gleichzeitig das Gastgewerbe. Erneute Umbauten erfolgten 1904.

Hofewiese Langebrück
(c) Deutsche Fotothek Fotograf: Walter Möbius

Als letzter Wiesenvogt wirkte Max Frommert von 1913 bis 1927. Während dieser Zeit erlebte die Gaststätte einen weiteren Aufschwung. Nach dem Tod von Frommert 1927 führten Familienangehörige die Gaststätte weiter bis zur Übergabe 1933 an Albert Fuchs, einen Verwandten der Familie. Die 30er Jahre brachten nochmals eine Reihe baulicher Maßnahmen. Nachdem 1932 die Gaststätte bereits erweitert worden war, erhielt 1934 das Grundstück Anschluß an das Elektro- und Trinkwassernetz. Vom Herbst 1935 bis Frühjahr 1936 brachte ein grundsätzlicher Um-und Erweiterungsbau die letzte große Veränderung. Danach präsentierte sich die „Hofewiese” so, wie sie noch vielen ehemaligen Gästen in Erinnerung ist.

Hofewiese Langebrück
(c) Deutsche Fotothek Fotograf: unbekannt

Das einstöckige Gebäude mit dem ausgebauten Dachgeschoß ist in seinem schlichten Stil der Landschaft angepaßt. In dem nach Süden gerichteten Vorbau aus grobbehauenem Holz sowie im Garten unter schattigen Bäumen fanden bis zu 700 Gäste Platz. Die ungekünstelte rustikale Innenausstattung spiegelte jagdliche Tradition wider. Und das nicht nur in den beiden Jagdzimmern, sondern auch im Hauptraum, der großen Gaststube. Da gab es holzgetäfelte Wände, eine dekorative Deckenbemalung und vor allem viele Gemälde mit Wild- und Jagdmotiven, auch Jagdtrophäen und -geräte, unter anderem zwei historische Armbrüste. Hauptsächlich Langebrücker Kunstmaler, wie der Tier- und Landschaftsmaler Karl Hans Taeger, hatten die Gemälde geschaffen. Das bekannte Bild „Strecke der letzten Hoffagd Friedrich August III.” stammt von dem Historienmaler Rudolf Trache. Eine Holzschnitzerei, zwischen 1840 und 1850 von dem Fuhrmann Zschaler angefertigt, zeigte den „Reisezug Friedrich August II. durch Bayern”. Oft kehrten Künstler und hochrangige Gäste ein. Großer Beliebtheit erfreuten sich die Reitvorführungen und das Jagdspringen auf den Wiesen, veranstaltet von Reitervereinen aus Dresden.


Wechselhaft und kompliziert gestalteten sich die Eigentumsverhältnisse im 20. Jahrhundert. Das 1828 wieder erlangte königliche Eigentum blieb bis nach dem 1. Weltkrieg bestehen. Danach ging im Rahmen der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Freistaat Sachsen und dem vormaligen Königshaus die „Hofewiese” an den Freistaat, so verankert im Gesetzblatt vom 9.8.1924. Verwaltungsseitig unterstand das Anwesen der Domänenverwaltung im Sächsischen Finanzministerium. Der Pachtvertrag mit der Wirtsfamilie lief weiter. Ein Jahrzehnt später, am 1. April 1935, erhielten die Wettiner die Gebäude und einige Nutzungsrechte zurück, indem sie dem Familienverein „Haus Wettin Albertinische Linie unter Vorsitz von Prinz Ernst Heinrich von Sachsen (mit Wohnsitz in Moritzburg) übereignet wurden. Die Ländereien verblieben bei der Forstverwaltung und fielen 1946 unter das Gesetz über die Bodenreform. Das Verfügungsrecht über die Gebäude bekam die Gemeinde Langebrück.


Hofewiese Langebrück
(c) Deutsche Fotothek, Fotograf: Paul Schulz

Zwischen der Gemeindeverwaltung Langebrück und dem Betreiber der Gaststätte, der Familie Fuchs, bestand bis 1959 weiterhin der Pachtvertrag und die „Hofewiese” konnte auch in schwierigen Zeiten ihren guten Ruf erhalten. Danach erfolgten kurzzeitige Verpachtungen an zwei Gastwirte, ehe die Gemeinde Langebrück 1960 mit der HO-Gaststätten einen Übernahmevertrag abschloß, In der Folgezeit wechselten die Wirtsleute mehrfach. Als langähriger Pächter bewirtschaftete die Familie Witomsky von 1970 bis 1985 das Waldgasthaus, das ein gern aufgesuchtes Ausflugsziel geblieben war. Allmählich verblaßte jedoch der frühere Glanz, bis schließlich 1987 nur noch ein Kiosk und der Gästegarten mit eingeschränktem Angebot übrig geblieben waren. Statt der angekündigten Sanierung kam es wenig später zur vollständigen Schließung, die bis 1992 andauerte.

Nach rund 30 Jahren gab die HO-Nachfolgeeinrichtung, die Gast GmbH, am 23. Mai 1991 die „Hofewiese” kostenlos an die Gemeinde Langebrück zurück. Die darauffolgende Auseinandersetzung zwischen Langebrück und der Stadt Dresden hinsichtlich der Eigentumstechte entschied die Treuhand zu Gunsten Langebrücks. Über die Eingemeindung Langebrücks kam die Gaststätte schließlich 1999 doch noch zu Dresden. Leider mußte der Verlust etlicher Gemälde sowie von historischen Jagdwaffen und auch der alten Schnitzerei festgestellt werden, deren Verbleib nicht zu klären war.

1992 übernahmen die Wirtsleute Hortschansky die „Hofewiese” in Erbpacht. Neben einer provisorischen Versorgung am Kiosk und im Biergarten begannen erste Sanierungsarbeiten, orientiert am historischen Stil und im Sinne des Denkmalschutzes. Der zu HO-Zeiten eingebaute Selbstbedienungstrakt wich einem schmalen Gastraum mit Sitzgruppen auf einem Podest. Ab Sommer 1993 war der traditionsreiche Waldgasthof wieder geöffnet. Allerdings entsprach die Entwicklung in den Folgejahren nicht den Erwartungen. Die „Hofewiese” mußte 2000 wieder geschlossen werden. Erneut war der denkmalgeschützte Waldgasthof zu einem verlassenen Anwesen geworden. Bedingt vor allem durch den inzwischen hohen Sanierungsaufwand und Abwasserprobleme gelang es nicht, einen neuen Betreiber auf der Basis eines Erbbauvertrags zu finden. Im Februar 2006 verkaufte die Stadt Dresden schließlich die „Hofewiese” an einen bayrischen Investor, der seine Investitionszusagen jedoch nicht erfüllte. Stattdessen überlies er das Areal dem dubiosen Verein „Sachsenbund“, der das Objekt der endgültigen Verwahrlosung preisgab. Hin und wieder wurde zwar eine Art Imbiss auf Spendenbasis angeboten. Insgesamt aber wurde die Hofewiese zusehends vermüllt, Inventar vergammelte oder verschwand und der bauliche Zustand der Gebäude litt weiter. Mit Kappung der Stromzufuhr stand auch der Keller unter Wasser.

In einem langjährigen Rechtsstreit errang die Landeshauptstadt Dresden die Rückgabe der Hofewiese und startete 2014/15 einen neuen Verkaufsversuch. In einem wettbewerblichen öffentlichen Ausschreibungsverfahren wurde ein neuer Investor und Betreiber gesucht. Dabei waren die Seriosität des Bieters, das Konzept und die gebotene Kaufsumme die Bewertungskriterien. In dem Verfahren setzte sich in allen Punkten der bekannte Dresdner Unternehmer und Politiker Holger Zastrow durch, der die Tradition aufgreifend die Hofewiese als öffentlichen und für jedermann zugänglichen Ausflugsort, großen Biergarten und Eventlocation erhalten und entwickeln will. Der Biergarten soll seine frühere Größe bekommen und seine Wirtschaftlichkeit unter anderem durch eine rege Veranstaltungstätigkeit erreichen, um die Scheune und das Hauptgebäude schrittweise sanieren zu können. Die ehemaligen Gaststättenräume sollen als Regenvariante den Biergartenbetrieb unterstützen, aber ansonsten hauptsächlich Familien-, Firmen- und Vereinsfeiern sowie für Seminare, Tagungen und Workshops und kleinere Veranstaltungen genutzt werden.

Seit 2016 befindet sich die Hofewiese jetzt im Eigentum der Familie Zastrow. Stück für Stück ist seither das Leben in die alt-ehrwürdige Hofewiese zurückkehrt. Etliche Sanierungsarbeiten sind bereits erfolgt, laufen gerade oder sind in der Planung. Der von Ariane Zastrow unter dem Namen „Landgut Königlich-Sächsische Hofewiese“ betriebene Biergarten hat sich längst wieder zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt und gehört zu den größten und schönsten Freiluftwirtschaften in Sachsen.

(Der größte Teil des Textes ist dem Buch „Dresdner Heide“, herausgegeben vom Landesverein Sächsischen Heimatschutz e.V., erschienen im Berg- und Naturverlag Rölke, entnommen.)

Wiesenvögte und Gastwirte der Hofewiese


1563 Erwähnung „Wiesenvoigt zu Langebrück”

1724 Michael Thamm

1804-1828 Gottfried Kunze

1828-1869 Herr Hausche

1877 Erteilung der Schankkonzession. Ab jetzt betrieben die Wiesenvögte auch die Gastwirtschaft.

1869-1884 Herr Däbler

1884-1899 Karl Lehmann

1899-1904 Julius Größel

1904-1913 Louis Schilling

1913-1927 Max Frommert

1927-1933 Herr Lukas

1933-1945 Albert Fuchs

1945-1947 Willy Stareck

1947-1958 Albert Fuchs

1958-1960 Herr Starke

1961-1964 unbekannt

1965-1967 Herr Klose

1968-1970 Eberhard Irmscher

1970-1971 Rainer Wagner/Roland Witomsky

1970-1984 Familie Witomsky

1984 bis 1992 weitgehend geschlossen.

1992-2000 Reiner Hortschansky

2000 bis 2015 weitgehend geschlossen.

2016 Kauf der Hofewiese durch Holger Zastrow und Wiedereröffnung des Biergartens.

2016 bis heute Ariane und Holger Zastrow

Cookie Consent mit Real Cookie Banner